Lernen

So lernt mein Hund

Hunde, sind (genauso wie Menschen) reine Egoisten. Sie tun, was Ihnen Erfolg bringt und sich für sie lohnt.
„Je nachdem, welche unmittelbaren Folgen seine Handlung hat, wird er diese in der Zukunft in ähnlichen Situationen wieder zeigen oder aber unterlassen.“

Vergessen Sie die überholte Meinung des „mein Hund tut es, weil er mich liebt“. Genauso wie Sie nur gegen angemessene Bezahlung für Ihren Chef arbeiten, wird das auch Ihr Hund tun. Das Befolgen von Signalen basiert entweder auf dem Willen des Hundes mitzumachen, weil es sich für ihn lohnt, oder der Angst vor folgender Strafe. Strafe ist in dem Falle alles, was dem Hund unangenehm ist (und da muss nicht immer so etwas deutlich sichtbares, wie Schläge etc. sein!)
Das Verhalten, dass sich für den Hund gelohnt hat, wird er beibehalten und ausbauen, um noch mehr Erfolg zu haben oder Unannehmlichkeiten zu entgehen.

Beispiele dafür sind:

  • Ihr Hund nimmt sich das Essen vom Abendbrottisch, ohne dass es jemand merkt. Beim nächsten Versuch ist ein Mensch dabei, der ihn dafür schimpft. Ihr Hund lernt nun, dass es sich nicht lohnt Essen zu stehlen, wenn ein Mensch in der Nähe ist. Er wird das Verhalten aber weiterhin zeigen, wenn kein Mensch dabei ist, denn dies führt unweigerlich zum (Fress)Erfolg. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Ihr Hund Sie bewusst austrickst! Er hat nur gelernt, wann er Erfolg haben wird.
  • Jedesmal, wenn Sie Ihren Hund rufen, nehmen Sie ihn an die Leine. Ihr Hund lernt dabei, dass Rufen nicht angenehm ist, denn es kündigt Einengung in Form der Leine und Ende des Spieles an. Er wird also beginnen, nicht mehr auf das Rufen zu hören und hat dadurch den Erfolg länger frei laufen zu können.

Hunde können nicht nach menschlichen moralischen Werten wie richtig oder falsch urteilen. Für Hunde gibt es nur „erfolgreiche Handlungen/Strategien“ und „nicht erfolgreiche Handlungen/Strategien“. Es führt daher unweigerlich zu Missverständnissen und Verschlimmerung des Problems, wenn dem Hund „Böswilligkeit“, Trotz, oder Falschheit unterstellt wird. Leider ähneln viele hundliche „Beruhigungssignale“ den menschlichen Bezeichnungen für „Schämen“ und „der weiß ganz genau...“ Denken Sie jedoch immer daran, dass Tiere keine moralisch wertenden Menschen sind.

Als Hundebesitzer sind Sie derjenige, der über die Konsequenzen des Verhaltens Ihres Hundes entscheiden kann. Sie haben die Macht über Futter, Spielzeug, die Leine, die Haustür etc. Bieten Sie also nicht alles ständig zur freien Verfügung an, sondern belohnen Sie damit Ihren Hund für Verhalten, dass Sie sich wünschen. Daraus entwickelt sich eine Partnerschaft, die auf Vertrauen und Lernen basiert.

Physiologisch gesehen kann ihr Hund natürlich sämtliche Dinge, die sie von ihm verlangen, wie „Sitz“, „Platz“ etc. Wir müssen nun versuchen, ihm zu vermitteln, dass es sich für ihn lohnen kann, diese Verhaltensweisen dann zu zeigen, wenn er ein bestimmtes Signal (unser Kommando) hört. Genauso wie der Hund auf die knisternde Leckerchentüte mit vollster Aufmerksamkeit reagiert, kann und sollte er es auch auf unsere Signale, denn die kündigen wie das Knistern eventuell eine Belohnung an bei Zeigen des gewünschten Verhaltens. Dies ist ganz einfaches Verknüpfungslernen à la „wenn….dann…“. Zumindest für den Hund ist es einfach. Der Mensch muss es schaffen, dem Hund diese Verknüpfungen begreiflich zu machen, um den so genannten „Süchtigkeitseffekt“ zu erzielen. Diesen Effekt sieht man bei Menschen während des Glücksspiels. Sie gewinnen immer gerade so viel, dass sie nicht aufhören können zu spielen in der Hoffnung den Jackpot zu knacken. Gewinnen tut natürlich immer nur die Bank, aber die verteilt die Bestärkung in einer variablen und nicht voraussehbaren Häufigkeit, so dass der Spieler immer in einer Erwartungshaltung auf den nächsten Gewinn ist, ohne dass er bei jedem Spiel wirklich etwas gewinnt. Genau diese Erwartungshaltung und Freude am Mitmachen soll auch unser Hund zeigen, wobei hier auch die Freude am Miteinander üben dazu kommt.

Um nun ein solches Signal dem Hund zu vermitteln, muss der Hund erst einmal dazu gebracht werden, das gewünschte Verhalten zu zeigen. Da Hunde unsere Sprache nicht verstehen, ist es sinnlos tausendmal „Sitz“, „Sitz“ zu wiederholen in der Hoffnung, der Hund verstehe es irgendwann. Im Gegenteil würde man das Sitzsignal dadurch nur zu einem Hintergrundrauschen für den Hund werden lassen, weil er es hört, während er liegt, steht, läuft etc. und es keinerlei Bedeutung für ihn hat. Man bringt den Hund also besser erst einmal dazu, sich hinzusetzen. Kann man ihn (durch Locken bspw.) voraussagbar in die Sitzposition bringen, sagt man nun kurz vorher das Signal dazu. Nach einigen Wiederholungen verknüpft der Hund, dass dieses Wort immer erklingt, kurz bevor er sich hinsetzt. Da sich das Hinsetzen ja für ihn lohnt (er bekommt Leckerchen, Spiel etc.), wird er nun schon auf das Wort reagieren, denn er möchte die Belohnung schnell erhalten. Nun kann die Ablenkung gesteigert werden, indem man das Sitzsignal sagt, wenn der Hund nicht schon sowieso dabei ist, sich zu setzen, bzw. die Übung auch in anderen Situationen (außerhalb der Wohnung, neben anderen Hunden etc.) trainiert.
Jetzt wird die Belohnung langsam wieder ausgeschlichen, was bedeutet, dass der Hund nicht mehr für jedes Befolgen belohnt wird, sondern so variabel, dass er in der beschriebenen Erwartungshaltung bleibt. Je nach Verhalten (und Situation!) bekommt er also im Durchschnitt jedes 5., 10. oder auch nur 20. mal eine Belohnung.

Führt er das Verhalten einmal nicht aus, ist die Motivation zu gering, die Ablenkung zu groß, oder er hat die Verknüpfung eben doch noch nicht ganz sicher gespeichert. Suchen sie den Fehler immer bei sich, denn Sie trainieren Ihren Hund. Ihr Hund ist grundsätzlich sehr gern bereit mit uns zu arbeiten, sucht sich aber seine eigene Beschäftigung, wenn er sie nicht versteht.