Orientierungstraining

Viele Hunde gehen mit Ihren Menschen spazieren als wären diese gar nicht vorhanden. Die Nase ist beständig am Boden, die Leine ist stramm und die Konzentration ist überall nur nicht beim Menschen. Der Hund lebt dabei in seiner Welt und das Ende seiner Leine ist meist ausgeblendet.

Das Orientierungstraining dient dazu, dem Hund klarzumachen, dass er auf seinen Menschen achten sollte, wenn er ihn nicht verlieren möchte und das möchte kaum ein Hund. In der Regel hat der Mensch sich bisher immer bemerkbar gemacht, wenn er die Richtung gewechselt hat oder irgendetwas vom Hund wollte. Für den Hund bestand also keine Notwendigkeit, sich auf seinen Besitzer zu konzentrieren.
Dies soll nun geändert werden. Je mehr sich der Hund auf dem Spaziergang nach seinem Besitzer richtet, auf ihn achtet und sich ihm zuwendet, desto mehr Einfluss hat der Besitzer auf seinen Hund, desto eher reagiert der Hund auf ihn.

Für den Menschen ist es am leichtesten zu erkennen, wo die Konzentration seines Hundes liegt, wenn er auf das Zurückschauen des Hundes achtet. Ein Hund, der zurückblickt, versichert sich von Ort und Meinung seines Besitzers, statt selbst zu entscheiden. Ein Hund, der an Kreuzungen die Entscheidung seines Menschen durch einen Rückblick einholt, unterbricht seine Konzentration auf eventuelle Duftspuren und ist lenkbarer.

Das Bestärken von Rückblicken ist daher ein wichtiger Punkt im Trainng, um den Hund besser an seinen Menschen zu binden und die Konzentration auf ihn zu lenken.

Die meisten Hunde fragen anfangs bei jeder Entscheidung, die sie treffen wollen ihren Menschen. Dies geschieht durch kurze oft nicht registrierte Blicke zurück. Reagiert der Mensch nicht darauf, geht dieses „Nachfragen“ verloren und der Hund entscheidet selbst. Meist nicht im Sinne des Menschen. Durch das Bestärken und Training von Rückblicken kann man hier jedoch wieder einsteigen.

Füllen Sie die Blickkontakttabelle aus, indem Sie die Blickkontakte Ihres Hundes während der Spaziergänge zählen. Nehmen Sie sich zwei Tage Zeit und zählen Sie wie oft Ihr Hund Sie innerhalb einer halben Stunde ansieht. Anhand dieser „Bestandsaufnahme“ lässt sich nach dem Training feststellen, ob sich etwas geändert hat.

Beginnen Sie dann das intensive Blickkontakttraining, wie folgt:

Verschiedene Möglichkeiten steigern die Orientierung am Menschen:

1. Verstecktraining

Hunde, deren Menschen sich jederzeit verbal bemerkbar machen, wenn der Hund zu weit weg ist, haben es nicht nötig, nach Ihren Menschen zu schauen. Sie hören Sie, wenn es wichtig scheint und bleiben mit ihrer Konzentration am Boden bei den Spuren. Um dem entgegen zu steuern, wird der Hund nun lernen, dass er selbst darauf achten muss, wo seine Menschen sind, weil sie sonst verloren gehen könnten.

Lassen Sie eine Hilfsperson Ihren Hund festhalten oder wählen Sie ein Spaziergehgebiet, in dem Ihr Hund frei laufen kann. Beobachten Sie Ihren Hund. Sobald er unaufmerksam scheint, verstecken Sie sich schnell hinter einem Baum und warten ab. Geben Sie Ihrem Hund keine Hilfe durch Rufen und ähnliches, sondern warten Sie ab. Sobald er Sie gefunden hat, freuen Sie sich mit ihm und bieten ihm ein Rennspiel o.ä. an.

Steigern Sie den Schwierigkeitsgrad der Verstecke oder lassen Sie auch mal andere Personen (Kinder etc.) suchen. Der Hund lernt so, sich regelmäßig darüber zu informieren, wo seine Besitzer sind und baut seine ersten Energien durch diese Suchspiele ab.

Vermuten Sie dass Ihr Hund panisch reagieren wird, dann beginnen Sie mit sehr leichten Versteckspielen, indem Sie sich bspw. dann verstecken, wenn Ihr Hund zusehen kann. Oder Sie verstecken sich so, dass er Sie deutlich sieht. Oder aber Ihre Hilfspeson hält den Hund an der Leine fest.

Sie können auch mit einem Suchspiel beginnen. Lassen Sie Ihren Hund von einer Hilfsperson festhalten und entfernen Sie sich schnell vom Hund. Verstecken Sie sich hinter einem Baum. Nun fordert die Hilfsperson den Hund zum Suchen auf und geht oder rennt mit ihm zum Versteck, wo der Hund kräftig gelobt und belohnt wird.

2. Weg- und Richtungswechsel

Diese Übung ist dem Verstecktraining ähnlich und sorgt gleichzeitig dafür, den Radius Ihres Hundes, den er lernen soll, um Sie herum einzuhalten, etwas zu verkleinern. Üben Sie das in Spaziergehgebieten mit vielen abzweigenden Wegen und wenig Gefahren durch zu viele Spaziergänger etc.

Lassen Sie Ihren Hund etwas vorauslaufen und Wechseln Sie dann den Weg oder Ihre Laufrichtung, ohne dem Hund einen Hinweis zu geben. Gehen Sie solange weiter, wie Sie Ihren Hund noch sehen können. Hat er Ihren Wechsel bis dahin nicht bemerkt, bleiben Sie stehen und warten ab. Hat er die Lage erkannt, gehen Sie langsam weiter, bis er Sie eingeholt hat. Freuen Sie sich kurz verbal und spazieren Sie weiter. Sollte Ihr Hund kurz davor sein, außer Hörweite zu gelangen, geben Sie ihm einen kleinen verbalen Tipp und gehen weiter. Weg- und Richtungswechsel sind gerade bei Hunden wichtig, die die Wege, die Sie gehen werden schon im Voraus kennen und meinen, nicht auf Ihre Besitzer achten zu müssen.

Wenn Sie die Befürchtung haben, dass Ihr Hund bei dieser Übung zu weit aus Ihrem Einwirkungskreis entschwindet, lassen Sie ihn von einer Hilfsperson an einer langen Leine halten. Diese Hilfsperson darf dem Hund jedoch keinerlei Hilfestellung geben.

Kann Ihr Hund nicht freilaufen, beginnen Sie mit folgender Übung:

Nehmen Sie eine mind. 2 m Leine und gehen Sie mit dem Hund in eine Richtung. Sobald er kurz unaufmerksam ist, sprechen Sie ihn einmal an und drehen im 90-180° Winkel vom Hund weg. Gehen Sie soweit die Leine erlaubt, dann bleiben Sie vom Hund abgewandt stehen und warten ab, bis er in Ihre Richtung kommt oder wenigstens schaut. Das Markieren Sie mit einem Click (bzw. Markerwort), bieten ihm die Belohnung und gehen weiter.

Ihr Hund soll so lernen, auf Ihre Körperhaltung zu achten und sich an Ihnen zu orientieren.

3. Das Umkehrsignal

Das Umkehrsignal soll den Hund dazu bringen, sich in Ihre Richtung zu bewegen. Im Gegensatz zum Kommsignal muss er jedoch nicht ganz bis zu Ihnen kommen. Das Umkehrsignal ist sinnvoll, um dem Hund in bestimmten Situationen Weg- und Richtungswechsel anzukündigen.

Das ist dann wichtig, wenn eine Straße in Sicht kommt oder Passanten entgegenkommen.

Lassen Sie Ihren Hund ein paar Meter vorauslaufen und geben Sie dann Ihr Signal. Drehen Sie sich im selben Moment um und wechseln Sie die Richtung. Sobald Ihr Hund sich in Ihre Richtung wendet, clicken Sie. Dies jedoch nur, wenn er es in den ersten drei Sekunden tut.

Die Belohnung nach dem Click werfen Sie an sich vorbei, damit der Hund sie suchen kann.
Im Gegensatz zum Kommsignal wird hier immer dann belohnt/geclickt, wenn der Hund sich in Ihre Richtung bewegt und nicht erst, wenn er bei Ihnen ist.

Wiederholen Sie diese Übung innerhalb kurzer Zeit wenigstens siebenmal und machen Sie dann eine Pause.
Bauen Sie dieses Signal in Ihre Spaziergänge nach Bedarf und im Wechsel mit den vorangegangenen Übungen ein.

4. Spontaner Blickkontakt

Clicken/Markieren Sie jeden Blick zurück, den Ihr Hund während des Spazierengehens anbietet. Werfen Sie ihm die Belohnung nach dem Click ruhig zu, wenn er weiter weg ist, damit er nicht meint, er müsse jedes Mal zu Ihnen kommen.
Sollte er die Belohnung nicht haben wollen, achten Sie darauf, ob sich das Rückblicken verstärkt. Manchmal belohnen sich die Hunde selbst durch Weiterschnüffeln etc., was absolut legitim ist. Schaut er nicht öfter zurück, beginnen Sie mit dem Verstärken der Rückblicke in einer ablenkungsarmen Gegend und wenn der Hund nah bei Ihnen ist und somit aufnahmefähig für ihre Bestärker.

5. Blickkontakt unter Signal

Ein Hund, der einen anschaut, wenn man ein Signal gibt, führt dieses Signal mit größerer Wahrscheinlichkeit richtig aus, als ein Hund, der wegschaut. Aus diesem Grund ist es hilfreich ein Signal zu haben, dass dem Hund mitteilt, dass Blickkontakt erwünscht wird. Das Training eines solchen Signals verstärkt außerdem das Auftreten freiwilligen Rückblickens während der Spaziergänge.

Nehmen Sie ein Spielzeug oder ein Futterstück in die Hand. Zeigen Sie dies dem Hund, indem Sie es ihm unter die Nase halten. Führen Sie es dann in Kopfhöhe seitlich auf Armeslänge vom Kopf weg, so dass Ihr Hund es gut sehen kann. Hochspringen, Bellen etc wird absolut ignoriert. Warten Sie ab, bis Ihr Hund vom Bestärker weg in Ihre Richtung schaut und clicken Sie diesen anfangs kurzen Moment. Wiederholen Sie diese Übung solange bis Sie merken, dass Ihr Hund sie verstanden hat, also vom Leckerchen zu Ihnen schaut.

Nun können Sie ein Signal einführen. Geben Sie es kurz bevor der Hund zu Ihnen sieht. Ein Signal wird immer erst dann gegeben, wenn Sie 5 Euro verwetten, dass der Hund das erwünschte Verhalten auch zeigen wird. Erst wenn es dann sicher verknüpft ist, gibt man das Signal DAMIT der Hund das Verhalten zeigt.
Probieren Sie das Signal aus, während Ihr Hund gerade wegsieht, aber nicht sehr stark abgelenkt ist. Reagiert er darauf, variieren Sie die Ablenkung.

Nun können Sie die Ablenkung steigern bis Sie einen Hund haben, der auch unter größter Ablenkung ansprechbar bleibt.